Eine der interessantesten Wirkungen vieler natürlicher Verbindungen ist ihre Fähigkeit, als Einzelmittel positive Auswirkungen auf eine Vielzahl gesundheitlicher Beschwerden auszuüben. Zu den besten Beispielen für diese „pleiotrope” Wirkweise zählt S-Adenosylmethionin, das unter der Bezeichnung SAMe geläufig ist. Unser Körper kann SAMe, genau wie Coenzym Q10, Carnitin, Alphaliponsäure und viele andere wertvolle Nahrungsergänzungsmittel, selbst herstellen. Manchmal produziert der Körper jedoch keine ausreichenden Mengen und kann daher durch eine Supplementierung mit diesem Präparat erheblich unterstützt werden.

Die positiven Auswirkungen einer Supplementierung mit SAMe sind aufgrund der zentralen Rolle, die SAMe bei derart vielen Stoffwechselprozessen spielt, äußerst weitreichend. Derzeit gibt es vier wesentliche Anwendungsgebiete von SAMe als Nahrungsergänzungsmittel, und zwar Depressionen, Arthrose, Fibromyalgie sowie Lebererkrankungen.

Was ist SAMe und wie wirkt es?

SAMe wird vom Körper durch Umwandlung der essentiellen Aminosäure Methionin zu Adenosintriphosphat (ATP) produziert. Bei der Herstellung von SAMe sind das Vitamin B12 sowie Folsäure beteiligt, daher kann ein Mangel an diesen Nährstoffen zu einer unzureichenden Bildung von SAMe führen.

SAMe ist an über 40 biochemischen Reaktionen im Körper beteiligt. Es arbeitet bei „Methylierungsreaktionen” eng mit Folsäure und Vitamin B12 zusammen. Als Methylierung wird das Verfahren bezeichnet, bei dem eine einzelne Kohlenstoffeinheit (einer Methylgruppe) an ein anderes Molekül gebunden wird. SAMe ist bei der Übertragung von Methylgruppen um ein Vielfaches effektiver als  Methylspender. Methylierungsreaktionen spielen sowohl bei der Herstellung vieler körperlicher Bestandteile – insbesondere von Gehirnchemikalien – als auch bei der Bekämpfung von Entgiftungsreaktionen eine wesentliche Rolle.

 SAMe ist zudem für die Herstellung aller schwefelhaltigen Verbindungen im menschlichen Körper wie beispielsweise Glutathion sowie für die Bildung verschiedener schwefelhaltiger Knorpelbestandteile wie etwa Chondroitinsulfat erforderlich.

SAMe bei Depressionen:

Basierend auf den Ergebnissen klinischer Studien scheint SAMe eins der wirksamsten natürlichen Antidepressiva zu sein. Tatsächlich hat SAMe bessere Resultate gezeigt als herkömmliche Antidepressiva, bei gleichzeitig weniger Nebenwirkungen. Zusätzlich zur allgemeinen Depression konnte SAMe außerdem beträchtlich zur Linderung von postpartalen Depressionen (nach der Schwangerschaft) sowie von Angst- und Depressionszuständen bei Drogenentzug und -rehabilitation beitragen. Bei Patienten mit Depressionen wird davon ausgegangen, dass eine Supplementierung mit SAMe aufgrund der im Folgenden aufgeführten Wirkungen von SAMe zu einer Stimmungsaufhellung führen kann:

  • Erhöhung des Serotonin-, Dopamin- und Phosphatidylserinspiegels;
  • Verbesserung der Bindung von Neurotransmittern an Rezeptorstellen, was eine erhöhte Serotonin- und Dopaminaktivität zur Folge hat, und
  • Verbesserung der Gehirnzellenmembranfluidität und -funktion.

Der signifikante Vorteil von SAMe bei der Stimmungsverbesserung im Vergleich zu Placebos konnte im Rahmen zahlreicher Doppelblindstudien dargelegt werden, und der Vergleich mit herkömmlichen Antidepressiva fiel in Bezug auf die Wirksamkeit vorteilhaft aus. Darüber hinaus ist SAMe viel besser verträglich. Die neueste Studie, bei der SAMe gegen Depressionen eingesetzt wurde, zeigte, dass es in Kombination mit selektiven Serotoninwiederaufnahmehemmern (SSRI) wie Prozac, Zoloft, Paxil usw. verwendet werden kann. In einer doppelblinden, randomisierten sechswöchigen klinischen Studie wurde 73 Depressionspatienten, die nicht auf SSRI-Medikamente reagieren, zweimal täglich 800 mg SAMe bzw. ein Placebo zusammen mit ihrem SSRI-Medikament verabreicht. Die positiven Reaktionen auf der Hamilton-Depressionsskala sowie die Remissionsraten fielen für Patienten, die mit SAMe behandelt wurden, höher (36,1 % bzw. 25,8 %) gegenüber dem Placebo (17,6 % bzw. 11,7 %) aus. Die Nebenwirkungen in der SAMe-Gruppe waren nicht anders als in der Placebo-Gruppe. Diese Ergebnisse zeigen, dass SAMe in Kombination mit SSRIs sicher verwendet werden kann, wobei sogar eine synergetische Wirkung erzielt werden könnte.

SAMe bei Fibromyalgie:

Fibromyalgie ist eine häufige Ursache für chronische muskuloskeletale Schmerzen, Depressionen und Müdigkeit. SAMe hat in mindestens vier klinischen Studien hervorragende Ergebnisse bei Patienten mit Fibromyalgie gezeigt. Die gesundheitlichen Verbesserungen machen sich durch eine deutliche Verringerung der Anzahl von Triggerpunkten (Stellen, von denen Schmerzen ausgehen) und schmerzhaften Bereichen sowie durch Stimmungsverbesserungen bemerkbar. SAMe scheint eine sehr wichtige Nahrungsergänzung für diese Patienten zu sein.

SAMe bei Leberbeschwerden:

SAMe hat sich sowohl bei verschiedenen Leberstörungen wie Zirrhosen und dem Gilbert’s Syndrom (nachstehend definiert) als auch bei durch orale Kontrazeptiva induzierten Leberschäden als überaus vorteilhaft erwiesen. Die gesundheitlichen Vorzüge von SAMe werden seiner Funktion als wesentlichem Methylspender in der Leber sowie seiner förderlichen Wirkung bei Entgiftungsreaktionen zugeschrieben. 

Eine der wichtigsten Funktionen von SAMe in der Leber ist die Inaktivierung von Östrogenen. Klinische Studien haben gezeigt, dass SAMe wesentlich zum Schutz der Leber vor Schäden beiträgt und die Leberfunktion bei gesundheitlichen Problemen im Zusammenhang mit einem Östrogenüberschuss wie etwa während der Einnahme oraler Kontrazeptiva, einer Schwangerschaft oder bei PMS-Beschwerden verbessert.

Weiterhin hat sich SAMe bei der Behandlung des Gilbert’s Syndroms – einem häufigen, durch ein chronisch erhöhtes Serumbilirubinniveau (1,2 bis 3,0 mg/dL) gekennzeichneten Syndrom – als äußerst hilfreich erwiesen. Die früher als selten betrachtete Erkrankung betrifft heute bekanntlich ganze 5 % der Allgemeinbevölkerung. Die Erkrankung verläuft in der Regel symptomlos ab, wobei einige Patienten über Appetitverlust, Unwohlsein und Müdigkeit (typische Symptome einer Beeinträchtigung der Leberfunktion) klagen. Eine Supplementierung mit SAMe bewirkt eine signifikante Abnahme des Serumbilirubinniveaus bei Patienten mit Gilbert’s-Syndrom.

SAMe hat sich zudem bei der Behandlung schwererer Leberstörungen wie beispielsweise Leberzirrhosen als nützlich erwiesen.

SAMe bei Arthrose (Gelenkentzündung):

Weiterhin zeigte SAMe beeindruckende Ergebnisse bei der Behandlung von Arthrosen. Ein Mangel an SAMe im Gelenkgewebe, wie beispielsweise ein Mangel an Glucosamin, führt zu einem Verlust der gelartigen Beschaffenheit sowie der Dämpfungseigenschaften des Knorpelgewebes. Als Folge können sich Knorpeldegenerationen und Arthrosen entwickeln.

SAMe wurde bei insgesamt 21.524 Patienten im Rahmen ausführlicher klinischer Studien geprüft. In diesen Studien hat SAMe ähnliche Reduzierungen von Schmerzwerten und klinischen Symptomen erzielt wie nichtsteroidale entzündungshemmende Medikamente wie zum Beispiel Ibuprofen, Indometacin, Naproxen oder Piroxicam. Während diese Medikamente jedoch mit erheblichen Toxizitätsrisiken, Nebenwirkungen und sogar der Förderung des Krankheitsprozesses bei Arthrose verbunden sind, bietet SAMe ähnliche Vorteile, jedoch ohne Risiken oder Nebenwirkungen.

Zwei Studien verdienen dabei eine besondere Erwähnung. Die Studien wurden an Patienten mit Kniearthrose und signifikanter Knorpeldegeneration durchgeführt, wobei SAMe (1200 mg/Tag) mit den Medikamenten Nabumeton (Relafen, 1000 mg/Tag) und Celecoxib (Celebrex, 200 mg/Tag) verglichen wurde. In der ersten Studie wurde gezeigt, dass SAMe sowohl hinsichtlich der Verringerung der Schmerzintensität gegenüber dem Mittelwert als auch in Bezug auf die Beurteilung durch den Patienten und den Arzt sowie die Indexwerte der Gelenkfunktion Nabumeton gleichkommt. In der Studie, in der SAMe mit Celebrex verglichen wurde, zeigte SAMe zwar einen langsameren Wirkungseintritt, wurde jedoch als so effektiv wie Celecoxib beurteilt, allerdings ohne dessen Nebenwirkungen.

In Anbetracht der bekannten erheblichen Nebenwirkungsrisiken im Zusammenhang mit der Einnahme dieser Medikamente bei Arthritis, erbringen die Ergebnisse aus diesen neuen Studien zusätzliche Beweise dafür, dass ein natürlicher Ansatz, der sich auf eine Verbesserung der Nährstoffzufuhr im Gelenkgewebe konzentriert, einen vernünftigeren Ansatz darstellt.

Einnahme von SAMe:

In der Regel wird empfohlen, SAMe zweimal täglich in einer Dosierung von 200 bis 400 mg einzunehmen. SAMe wird im Allgemeinen äußerst gut vertragen. Bei oraler Einnahme von SAMe wurden keine wesentlichen Nebenwirkungen berichtet, abgesehen von gelegentlichen Übelkeitsgefühlen und Magen-Darm-Störungen. Die Einnahme von SAMe wird sowohl während der Schwangerschaft als auch der Stillzeit als sicher betrachtet. 

Es sind keine Wechselwirkungen von SAMe mit anderen Medikamenten bekannt, jedoch sollten Personen mit bipolarer (manischer) Depression SAMe nur unter strenger ärztlicher Aufsicht einnehmen, da die antidepressive Wirkung von SAMe bei diesen Personen eine manische Phase auslösen kann.