Angesichts der weltweit zunehmenden Beliebtheit von Algen in der Ernährung erkunden viele Menschen die Vorzüge von schmackhaften und funktionellen Lebensmitteln. Knorpeltang könnte eines dieser Lebensmittel sein.

Was genau ist Knorpeltang? Ist an den gesundheitsbezogenen Aussagen über dieses seltsame Meeresgewächs etwas dran? Studien legen nahe, dass Knorpeltang einen unglaublichen Nutzen für den gesamten Körper haben könnte.

Was ist Knorpeltang?

Knorpeltang, wissenschaftlich bezeichnet als Chondrus crispus, ist eine in den Küstenregionen des Atlantiks entlang des nordamerikanischen und europäischen Kontinents verbreitete Algenart. Knorpeltang kommt ebenso im Pazifik vor, allerdings weniger häufig.

Knorpeltang zählt zu den Rotalgen und unterscheidet sich damit von anderen Seealgen, die als Grün- oder Braunalgen kategorisiert werden. Er hat ein stacheliges Aussehen und eine schleimige Konsistenz. Knorpeltang wird auch als Knorpelmoos oder Irisch Moos bezeichnet.

Außerhalb der Gesundheits- und Wellnessbereichs wird Knorpeltang vor allem als Quelle für Carrageen genutzt. Carrageen ist ein Verdickungsmittel, das in vielen kommerziell hergestellten Lebensmitteln wie Gelees, Joghurt und Eiscreme eingesetzt wird. Carrageen ist auch in manchen Medikamenten enthalten. Knorpeltang dient zwar als Quelle für Carrageen, sein möglicher Nutzen für die Gesundheit geht allerdings über seine Rolle als Verdickungsmittel hinaus.

1. Knorpeltang könnte reich an gesundheitsfördernden Nährstoffen sein

Was Nährstoffe angeht, so steckt in Knorpeltang eine ganze Menge. Studien zeigen, dass Knorpeltang verschiedene Vitamine und Mineralstoffe enthält, die für ein optimales Funktionieren des Körpers wichtig sind. So ergab eine Studie, dass Knorpeltang mehr Kalzium als Milch enthält.

Als Mitglied der Rhodophyta oder der Abteilung der Rotalgen weist Knorpeltang auch einen höheren Gehalt an KaliumMangan und Zink auf als Grünalgen und ist außerdem reich an Jod.

Kalium ist notwendig für einen gesunden Blutdruck, während Mangan die Aufspaltung von Kohlenhydraten für den Energiestoffwechsel fördert. Zink spielt eine große Rolle bei der Unterstützung eines gesunden Immunsystems und Jod ist essentiell für die Gesundheit der Schilddrüse.

Zudem weisen Studien darauf hin, dass Knorpeltang Beta-Carotin enthält, einen gelben Stoff, der im Körper in Vitamin A umgewandelt wird. In Studien wurde ein Zusammenhang zwischen einem optimalen Beta-Carotin-Spiegel im Blut und einem geringeren Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen festgestellt. Vitamin A wiederum wird mit einer optimalen Sehkraft und einem geringeren Risiko für Nachtblindheit in Verbindung gebracht.

Studien deuten darauf hin, dass Knorpeltang nicht nur Vitamine und Mineralstoffe enthält, sondern auch geringe Mengen an Eiweiß. Eine Studie kam zu dem Ergebnis, dass getrockneter Knorpeltang beeindruckende 35 % Eiweiß enthält, allerdings wurde dieser Prozentsatz möglicherweise durch die Art der Aufbereitung des Knorpeltangs erhöht. Studien legen nahe, dass der Eiweißgehalt von Knorpeltang je nach Art der Verarbeitung des Knorpeltangs schwanken kann.

Laut der zentralen Nahrungsmitteldatenbank (FoodData Central Database) des US-Landwirtschaftsministeriums (United States Department of Agriculture, USDA) enthalten 10 g oder 2 Esslöffel Knorpeltang ungefähr 0,2 g Eiweiß.

2. Knorpeltang kann die Gesundheit der Schilddrüse fördern

Da Knorpeltang, wie viele andere Algen, reich an Jod ist, geht die Forschung davon aus, dass er der Schilddrüse zugute kommt. Die Schilddrüse ist ähnelt der Form eines Schmetterlings und befindet sich im unteren Bereich des Halses. Sie ist für die Regulierung des Stoffwechsels und für die Entwicklung des Körpers zuständig.

Um richtig zu funktionieren, benötigt die Schilddrüse eine optimale Jodzufuhr über die Ernährung. Nach dem Verzehr wird Jod für die Bildung von Schildldrüsenhormonen verwendet, die mehrere wichtige Funktionen im Körper erfüllen: Unter anderem tragen sie zu einem gesunden Körpergewicht und zur Aufrechterhaltung einer normalen Körpertemperatur bei.

In einer Studie wurden 8 Angehörige der Inuit untersucht, die in der Arktis lebten und mindestens einmal wöchentlich Knorpeltang verzehrten. Die Studie ergab, dass das in Knorpeltang enthaltene Jod eine hohe biologische Verfügbarkeit aufwies und damit möglicherweise zur Gesundheit der Schilddrüse beitrug.

In einer weiteren Studie mit 44 Teilnehmern wurde festgestellt, dass ein die Schilddrüse stimulierendes Hormon (TSH) sich innerhalb des normalen Referenzbereichs befand, wenn auch am oberen Ende.

TSH ist ein Hormon, das von der Hypophyse im Gehirn ausgeschüttet wird und der Schilddrüse signalisiert, mehr von ihren eigenen Hormonen Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4) zu produzieren. Ein den Normalbereich übersteigender TSH-Wert bedeutet, dass eine Art von Schilddrüsenstörung vorliegt.

Die Studie beobachtete, dass Teilnehmer, bei denen der TSH-Wert im oberen Normalbereich lag, mehr Knorpeltang als üblich verzehrten und dies tätlich taten.

3. Knorpeltang kann die Darmgesundheit fördern

Ein richtig funktionierender Darm stellt eine der wichtigsten Säulen für die allgemeine Gesundheit und das Wohlbefinden dar. Knorpeltang könnte für die Darmgesundheit von Nutzen sein.

Studien weisen darauf hin, dass Knorpeltang reich an darmgesunden Nährstoffen wie Ballaststoffen und Oligosacchariden ist. Oligosaccharide sind eine Art von Kohlenhydraten, die der menschliche Körper nicht verwerten kann. Dies ermöglicht es den Oligosacchariden, den oberen Verdauungstrakt, wie den Magen, zu durchlaufen, um in den Darm zu gelangen und Nahrung für gesunde Bakterien zu werden. Im Grunde fungieren Oligosaccharide als Präbiotika für den Darm.

Eine Tierstudie zeigte, dass eine Supplementierung mit Knorpeltang mit einer stärkeren Besiedelung mit nützlichen Bakterien im Darm verbunden war als bei der Gruppe, die keine Supplementierung erhielt.

Die Studie kam außerdem zum Ergebnis, dass nicht nur die Zahl der nützlichen Bakterien anstieg, sondern auch die Zahl der schädlichen Bakterien abnahm. Zudem wurde in der Studie eine Vermehrung bestimmter Antikörper festgestellt. Dies spricht dafür, dass Knorpeltang zur Unterstützung des Immunsystems beitragen könnte.

4. Knorpeltang kann die Hautgesundheit fördern

Strahlende, makellose Haut ist oft ein begehrtes Zeichen von Gesundheit. Die Forschung legt nahe, dass einer der Vorteile von Knorpeltang die Förderung der Hautgesundheit sein könnte. Eine Studie, in der der Nährstoffgehalt von Knorpeltang analysiert wurde, ergab, dass die Algen Citrullin-Arginin enthalten.

Citrullin-Arginin ist ein Molekül, das die Aminosäuren Citrullin und Arginin enthält. Citrullin ist eine nicht-essentielle Aminosäure, die in den Nieren in Arginin umgewandelt. Arginin ist eine für Kinder, aber nicht für Erwachsene essentielle Aminosäure, die vom Körper hauptsächlich für die Bildung neuer Eiweiße und für die Stärkung der Abwehrkräfte verwendet wird.

Studien lassen vermuten, dass Arginin die Hautgesundheit fördern könnte, indem die Dauer der Wunderheilung verkürzt und der Proteingehalt in der Haut erhöht wird.

Knorpeltang kann die Hautgesundheit auch aufgrund des Carrageens fördern. Mögliche Magen-Darm-Beschwerden durch den Verzehr von Carrageen sind zwar umstritten, doch eine In-vitro-Studie deutet darauf hin, dass Carrageen vor UV-B-induzierten Hautzellschäden schützen kann.

Eine weitere In-vitro-Studie legt nahe, dass das in Knorpeltang enthaltene Carrageen antioxidativ wirkt und zum Schutz vor Zellschäden beiträgt.

5. Knorpeltang kann die Gehirngesundheit fördern

Mit zunehmendem Alter versuchen viele Menschen, den Körper und Geist gesund und aktiv zu halten. Studien sprechen dafür, dass Knorpeltang die Gehirngesundheit fördern könnte.

Eine Tierstudie untersuchte die Wirkung von Knorpeltang auf die Parkinson-Krankheit. Die Parkinson-Krankheit ist eine Erkrankung, bei der Gehirnzellen, die Dopamin produzieren, geschädigt werden. Dies hat einen steifen Körper, Zittern, langsame Bewegungen und andere unkontrollierbare Körperbewegungen zur Folge.

Die Studie, die an einem Tiermodell der Parkinson-Krankheit durchgeführt wurde, ergab, dass die Supplementierung mit einem Knorpeltangextrakt dazu beitrug, den Verlust von Gehirnzellen, die Dopamin produzieren, zu verhindern.

Die Studie stellte fest, dass eine Supplementierung mit Knorpeltangextrakt mit schnelleren Bewegungen im Zusammenhang stand. Die Studie ergab außerdem, dass Knorpeltangextrakt vor oxidativem Stress schützen konnte, der oft mit der Parkinson-Krankheit verbunden ist.

Mögliche Nebenwirkungen von Knorpeltang

Knorpeltang kann sich positiv auf viele Organe und Bereiche des Körpers auswirken, allerdings kann der Verzehr von Knorpeltang einige Nebenwirkungen mit sich bringen.

Eine der größten Nebenwirkungen des Verzehrs von zu viel Knorpeltang ist ein Überschuss an Jod.

Zu viel Jod kann zu Schilddrüssenstörungen, zur Autoimmunerkrankung der Schilddrüse und/oder zur Kropfbildung führen. Als Kropf wird die Vergrößerung der Schilddrüse bezeichnet. Eine übermäßige Jodzufuhr kann auch lebensgefährlich sein für Personen, die an einer Schillddrüsenüberfunktion leiden. In einer Fallstudie wurde eine 28-jährige Frau beschrieben, die nach zweijähriger Einnahme von Knorpeltang eine notfallmedizinische Behandlung benötigte, obwohl bei ihr eine Schilddrüsenüberfunktion diagnostiziert worden war. Eine übermäßige Jodzufuhr kann außerdem zu Übelkeit, Erbrechen und Durchfall führen.

Eine weitere Nebenwirkung von Knorpeltang ist eine mögliche erhöhte Belastung mit Schwermetallen wie Blei, Arsen und Cadmium. Der Gehalt der in Knorpeltang enthaltenen Schwermetalle hängt oft vom Anbau- oder Ernteort ab.

Der Bezug von Knorpeltangpräparaten von einem vertrauenswürdigen Hersteller kann das Risiko für die Belastung mit Schwermetallen senken. Viele namhafte Hersteller von Knorpeltang setzen auf Qualitätssicherungsverfahren, um zu gewährleisten, dass ihre Präparate frei von Schadstoffen sind.

Fazit

Knorpeltang ist ein interessantes Meeresgewächs, das reich an Nährstoffen ist. Dieses Superfood könnte sich als perfekter Baustein auf dem Weg zu Gesundheit und Wohlbefinden eignen, mit potenziellen Vorteilen, die von der Darm- bis zur Gehirngesundheit reichen.

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