Bei dem Gedanken an einen Bienenstich stellen Sie sich vermutlich eher Schmerzen, Rötungen und Schwellungen vor. Der Stachel, der bei einem Bienenstich in die Haut eindringt, führt zwar zu einem Schmerz, jedoch ist der eigentliche Übeltäter das Bienengift.

Was ist Bienengift?

Der wissenschaftliche Begriff für Bienengift ist Apitoxin. Dabei handelt es sich um eine geruchlose, klare, säurehaltige Flüssigkeit. Die säurehaltige Flüssigkeit wird von den speziellen Drüsen der Arbeiterbienen produziert und dient vorwiegend dazu, den Bienenstock vor Raubtieren zu schützen. Bei einem Bienenstich können bis zu 150 Mikrogramm Gift freigesetzt werden. Je nach Gewicht des Bienenstichopfers können zwischen 200 und 1.500 Bienenstiche bereits tödlich sein.

Bienengift enthält eine Vielzahl von Molekülen wie beispielsweise Mellitin, das den größten Anteil ausmacht, Proteine, Aminosäuren und Phospholipase A2.

Werden Honigbienenprodukte wie etwa PropolisGelée royale und Bienengift für gesundheitliche und medizinische Zwecke eingesetzt, wird dies als Apitherapie bezeichnet.In der Apitherapie wird das Bienengift gegen verschiedene Beschwerden eingesetzt. Dazu zählen beispielsweise die Desensibilisierung des Körpers bei Menschen mit Bienenallergien oder die Behandlung chronischer Schmerzen.

Nutzen und Einsatzgebiete

Während die wissenschaftliche Forschung rund um die Wirkung des Bienengifts weiter fortschreitet und zu neuen Erkenntnissen führt, ist heute bereits bekannt, dass der Wirkstoff in der klinischen Anwendung bei Hauterkrankungen wie Neurodermitis, Psoriasis, Vitiligo und Akne vulgaris hilfreich sein und sogar Hautalterungserscheinungen entgegenwirken kann.

Das Auftragen hochwertiger Produkte mit Bienengift auf die Haut kann der Hautgesundheit erheblich zugutekommen.

Bienengift zur potenziellen Linderung von Neurodermitis

Bei einer Neurodermitis (atopischen Dermatitis) handelt es sich um eine Hauterkrankung, die mit einer juckenden, schmerzenden, trockenen und rissigen Haut sowie Ausschlägen, kleinen Beulen oder Hautverdickungen einhergeht. Neurodermitis tritt meist in Hautfalten auf, beispielsweise an der Innenseite der Ellenbogen und an der Rückseite der Knie, jedoch kann sie praktisch auch an jeder anderen Stelle auf der Haut auftreten.

Einer aktuellen Studie zur globalen Krankheitslast zufolge leiden weltweit bis zu 20 % der Kinder und 10 % der Erwachsenen an Neurodermitis. Die Ursache der Neurodermitis ist noch nicht vollständig geklärt. Möglicherweise spielt ein Zinkmangel bei dieser Erkrankung eine Rolle. Studien legen nahe, dass die örtliche Anwendung von Bienengift für Patienten mit Neurodermitis förderlich sein kann.

So nahmen an einer Studie beispielsweise 136 Probanden mit Neurodermitis teil. Die Studienteilnehmer erhielten vier Wochen lang entweder eine Salbe mit Bienengift und Seidenprotein oder ein Kontrollmittel. Die Studie ergab, dass die Symptome der Neurodermitis bei den Probanden, die die Salbe mit Bienengift erhalten hatten, weniger ausgeprägt waren als bei denjenigen in der Kontrollgruppe. In der Behandlungsgruppe wurde zudem weniger von Juckreiz berichtet als in der Kontrollgruppe.

Die Studie deutete darauf hin, dass die lokale Anwendung von Bienengift möglicherweise die Degranulation von Mastzellen verhindert. Mastzellen sind Immunzellen, die Granula aus Zytokinen, Heparin und Histamin enthalten. Histamin spielt eine bedeutende Rolle bei der allergischen Reaktion, die den Juckreiz verursacht. Bei der Mastzellendegranulation handelt es sich um einen Vorgang, bei dem Mastzellen das darin enthaltene Histamin in den Blutkreislauf freisetzen.

In diversen Studien wurde beobachtet, dass Bienengift einer Mastzellendegranulation entgegenwirken kann. Daher könnte es auch bei anderen Erkrankungen hilfreich sein, bei denen Mastzellen beteiligt sind. Dies ist beispielsweise bei Schuppenflechten der Fall.

Bienengift kann Psoriasis lindern

Psoriasis (Schuppenflechte) ist eine chronische Haut- und Autoimmunerkrankung, die bewirkt, dass sich die Hautzellen zu schnell vermehren. Die Erkrankung verursacht schuppige, juckende, entzündete Hautstellen, die auf der Kopfhaut, den Knien, Ellbogen oder an anderen Körperstellen auftreten können.

Schätzungsweise sind bis zu 4,8 % der Bevölkerung von Schuppenflechten betroffen. Wissenschaftliche Studien deuten darauf hin, dass Bienengift erfolgreich eingesetzt werden kann, um Schuppenflechte zu lindern. An einer doppelblinden, randomisierten klinischen Studie zur Untersuchung der Auswirkungen von Bienengift nahmen 50 Patienten teil, bei denen eine hartnäckige lokalisierte Plaque-Psoriasis diagnostiziert worden war.

Von einer hartnäckigen Psoriasis spricht man, wenn die Psoriasis mindestens seit zwei Jahren vorliegt und mindestens zwei Psoriasis-Behandlungen erfolglos waren. Bei dieser Studie wurden die Probanden in zwei Gruppen eingeteilt: in der einen erhielten die Probanden ein Bienengiftmittel, in der anderen ein Placebo. Zwölf Wochen lang wurde entweder Bienengift oder ein Placebo in die von der Psoriasis betroffenen Stellen injiziert.

Die Studie ergab, dass bei 92 % der mit dem Bienengift behandelten Probanden sämtliche durch die Psoriasis verursachten Läsionen vollständig verschwunden waren. Zudem wurde auch eine Abnahme des Zytokins namens Tumornekrosefaktor-Alpha (TNF-Alpha) beobachtet. Dieses Zytokin kann Entzündungen verstärken und den Zelltod bewirken.

Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass Bienengift als entzündungshemmendes Mittel ebenso wirksam sein könnte wie Curcumin.

Bienengift kann Akne lindern

Bei Akne (Akne vulgaris) handelt es sich um eine Hauterkrankung, die häufig bei Teenagern und jungen Erwachsenen auftritt. Sie verursacht erhabene, empfindliche Beulen und eitrige Pickel auf der Haut. An manchen Stellen können sich auch Mitesser bilden. Zudem geht diese Hauterkrankung oftmals mit einer entzündlichen oder schmerzhaften Komponente einher.

Zwar wurde ein Zusammenhang zwischen hohen Dosierungen bestimmter Vitamine wie etwa B12 und B6 beobachtet, jedoch geht man davon aus, dass diese Symptome vorwiegend durch Bakterien, insbesondere Cutibacterium acnes, verursacht werden. In Studien wurde gezeigt, dass Bienengift eine antibakterielle Wirkung entfalten kann, die eventuell auch bei Akne hilft. In einer doppelblinden, randomisierten, kontrollierten Studie befasste man sich mit den Auswirkungen von Kosmetika mit Bienengift auf Akne.

Zwölf Probanden wurden in zwei getrennte Gruppen aufgeteilt. Zwei Wochen lang erhielten die Probanden in einer Gruppe Kosmetika mit Bienengift, während die in der anderen Gruppe mit Kosmetika ohne Bienengift behandelt wurden. Die Studie ergab, dass in der Wirkstoffgruppe sowohl entzündliche als auch nichtentzündliche Akne-Läsionen mehr zurückgingen als in der Kontrollgruppe.

Studien legen außerdem nahe, dass Akne durch die örtliche Anwendung eines Gels mit Teebaumöl gelindert werden kann, da diese Substanz möglicherweise antimikrobielle Eigenschaften aufweist. Hautpflegeprodukte, in denen Bienengift mit Teebaumöl kombiniert wird, könnten demzufolge ein wirkungsvolles Mittel gegen Akneausbrüche sein.

Bienengift kann für eine jugendliche Haut sorgen

Wer auch im Alter noch eine jugendliche und strahlende Haut haben möchte, muss sich um eine gute Pflege bemühen. Mit dem Alter lässt nämlich die Kollagenproduktion nach und dies führt zu feinen Linien, Fältchen und einer schlaffen Haut.

In einer Reagenzglasstudie befasste man sich mit den Auswirkungen von Bienengift auf durch UV-Strahlung geschädigte menschliche Hautzellen. Die Studie ergab, dass Bienengift dabei helfen kann, Zellschäden zu reparieren und die Kollagenbildung anzuregen.

An einer weiteren klinischen Studie nahmen 22 Frauen im Alter zwischen 30 und 49 Jahren teil. Diese wurden damit beauftragt, eine Bienengiftsalbe zwölf Wochen lang zweimal täglich anzuwenden. Die Studie ergab, dass das bienengifthaltige Kosmetikprodukt eine Verringerung der Gesamtzahl und Tiefe der Falten bei den Frauen bewirkte.

Interessanterweise deuten Studien darauf hin, dass sich Schneckenmucin, der von Schnecken abgesonderte Schleim, auf eine ähnliche Weise auf Fältchen und feine Linien auswirken kann. Mit einem Produkt, das sowohl Bienengift als auch Schneckenmucin enthält, könnte man demzufolge eine stärkere synergistische Wirkung erzielen, wenn es darum geht, die Hautstruktur zu verbessern.

Behauptungen über die gesundheitlichen Vorzüge von Bienengift

Studien legen zwar nahe, dass Bienengift viele potenzielle Nutzen bieten kann, die über die Hautpflege hinausgehen, jedoch werden derzeit in Online-Testberichten zu Bienengift einige Behauptungen aufgestellt, die weitgehend nicht wissenschaftlich belegt sind. So besteht etwa ein zunehmendes Interesse am Einsatz dieses Toxins zur Lymphdrainage oder zur Gewichtsabnahme.

Das Lymphsystem ist ein komplexes Netz miteinander verbundener Gewebe und Organe, die dazu beitragen, die Lymphflüssigkeit aus den Geweben zurück in den Blutkreislauf zu befördern. Die Lymphdrainage kann gefördert werden, indem man viel Wasser trinkt, die tiefe Bauchatmung praktiziert, sich sportlich betätigt und sich Massagen gönnt. Einige Personen haben in diversen sozialen Medien behauptet, Bienengift könne die Lymphdrainage anregen. Dabei werden Bienengiftpflaster und -produkte zur Ausleitung der Lymphflüssigkeit verwendet. Derzeit gibt es keine Studien, die darauf hinweisen, dass Bienengift die Lymphdrainage fördern kann. Um diese Behauptung genau untermauern zu können, wären weitere Untersuchungen und klinische Studien erforderlich.

In den sozialen Medien werden überdies Bienengiftpflaster als einfache und wirksame Methode zur Gewichtsabnahme angepriesen. Hilft Bienengift tatsächlich beim Abnehmen? Da es kaum oder gar keine klinischen Studien gibt, die sich mit der Wirkung von Bienengift auf die Gewichtsabnahme befassen, gibt es derzeit keine Hinweise darauf, dass dies stimmt. Darüber hinaus gibt es keine wissenschaftlichen Belege dafür, dass man mit Bienengiftpflastern abnehmen kann.

Anwendung von Bienengift auf der Haut

Die Methoden zur Anwendung von Bienengift haben sich mittlerweile weiterentwickelt. Früher konnte man das Bienengift nur in die Haut befördern, indem man sich von einer Biene stechen ließ. Mittlerweile gibt es diverse Cremes, Seren und Gele, die zu einer gesunden Haut beitragen können.

Die besten topischen Bienengift-Hautpflegeprodukte sind nicht nur von hoher Qualität, sondern enthalten auch Inhaltsstoffe wie Schneckenschleim, Teebaumöl und Kollagen, die zusammen mit Bienengift möglicherweise eine synergistische Wirkung entfalten. Die Kombination derartiger Inhaltsstoffe kann dazu beitragen, eine gesunde, strahlende Haut zu fördern und zu bewahren.

Zwar können Nebenwirkungen auftreten, wenn Bienengift zu therapeutischen Zwecken in den Körper injiziert wird, jedoch ist dies bei der örtlichen Anwendung des farblosen Toxins auf der Haut möglicherweise nicht der Fall.

Zu den häufigsten Nebenwirkungen des Insektengifts zählen leichter Juckreiz, Schmerzen und Schwellungen. Wer unter einer Bienenallergie leidet, sollte vor der Anwendung von Produkten mit Bienengift mit einem Arzt sprechen.

Bienengift ist ein starkes Toxin, das die Biene vor Angreifern schützen soll, jedoch ist es gleichzeitig ein Wunder der Natur. Angesichts der Tatsache, dass Menschen das Toxin schon seit Langem gegen eine Vielzahl von Krankheiten und Beschwerden einsetzen, ist es kaum verwunderlich, dass auch die Kosmetikindustrie von den Vorzügen dieser Substanz profitieren wollte. Von Neurodermitis und Schuppenflechten bis hin zu Akne und Anti-Aging – Studien deuten darauf hin, dass Bienengift tatsächlich zur Erhaltung einer gesunden Haut beitragen könnte.

Indem Sie hochwertige Hautpflegeprodukte mit Bienengift in Ihre Schönheitspflege integrieren und dies mit einer gesunden Lebensführung kombinieren, können Sie dafür sorgen, dass Ihre Haut auch in den kommenden Jahren geschmeidig, gesund und strahlend bleibt.

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