Wir alle kennen das – Haare im Waschbecken, Haarbüschel, die beim Bürsten ausfallen, oder so viele Haare in der Dusche, dass man den Abfluss nahezu wöchentlich reinigen muss. Manchmal geht der Haarausfall über das normale Maß hinaus und verursacht ein medizinisches Problem, das zu schütterem Haar, kahlen Kopfhautstellen oder so wenig Haarwachstum führt, dass wir auf Schals, Perücken oder Make-up zurückgreifen müssen, um die betroffenen Stellen zu kaschieren. Glücklicherweise muss man sich damit nicht abfinden!

Haarausfall kann einen ganz schön erschrecken, wenn man nicht weiß, welche Ursache dahintersteckt oder welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt. Zum Glück gibt es verschiedene Mittel und Wege zur Behandlung der meisten Haarausfallursachen, nachdem Sie sich bei Ihrem Arzt eine entsprechende Diagnose eingeholt haben. Zudem existiert eine Vielzahl von natürlichen Behandlungsmöglichkeiten für Frauen, die den Haarausfall bei sich stoppen und ihre üppigen Locken nachwachsen lassen möchten. 

In diesem Artikel werden wir häufige Ursachen für Haarausfall sowie Möglichkeiten erläutern, wie man diesen mit natürlichen Ansätzen, Lebensstiländerungen, Nahrungsergänzungsmitteln und vielem mehr behandeln kann.

Ursachen für Haarausfall bei Frauen

Es ist normal, bis zu 100 Haare pro Tag zu verlieren. Zwei bis vier Monate nach einer hormonellen Veränderung, die beispielsweise nach einer Geburt, den Wechseljahren oder einer Schwangerschaft vorkommen kann, sind es meist sogar mehr. Wenn der Haarausfall diese Mengen weiter übertrifft, über einige Wochen hinweg anhält oder zu kahlen Stellen führt, gilt dies als Symptom eines Problems, das diagnostiziert und behandelt werden muss. Welche Ursachen können hinter einem Haarausfall bei Frauen stecken? 

Als Heilpraktikerin beginne ich stets mit einer Analyse der Ernährungsgewohnheiten des Betroffenen, da es zahlreiche ernährungsbedingte Ursachen für einen langsamen Haarwuchs und schütteres Haar gibt. Zudem lasse ich auch Labortests durchführen und untersuche die Patienten körperlich, um medizinische Probleme, Infektionen, genetische Erkrankungen und weitere Ursachen zu ermitteln bzw. auszuschließen. Im Folgenden werde ich auf die häufigsten Ursachen für Haarausfall bei Frauen eingehen und Behandlungsoptionen erläutern, von denen bekannt ist, dass sie die unangenehmen Symptome lindern können.

Ernährung bei Haarausfall

Nährstoffe sind nicht nur Chemikalien, welche die lebenserhaltenden Reaktionen fördern, die unsere Zellen rund um die Uhr ausführen. Zu diesen Reaktionen zählen beispielsweise die Hormon-, Gewebe- und DNA-Produktion. Zellen wie jene, aus denen unsere Haut, Nägel, Haare usw. bestehen, müssen regelmäßig erneuert werden und benötigen daher viel DNA-Material, um die häufigen chemischen Reaktionen anzutreiben, die erforderlich sind, um sie zu ersetzen. Deshalb machen sich die ersten Anzeichen eines Mikronährstoffmangels oftmals zuerst an der Haut, den Haaren und den Nägeln bemerkbar. In diesem Abschnitt sind die häufigsten ernährungsbedingten Ursachen von Haarausfall bei Frauen (Proteine, Mineralien, Vitamine und Fette) sowie diverse Behandlungsmethoden aufgeführt.

Proteinmangel und Haarausfall

Protein ist ein Makronährstoff, der aus Fleisch, Fisch, Bohnen, Linsen, Sojaerzeugnissen sowie einigen Milchprodukten gewonnen wird. Ein Proteinmangel kann zu Verfärbungen, einer abnormalen Haarstruktur sowie zu einem sehr langsamen Haarwachstum führen. Chronische Magenerkrankungen können die Proteinaufnahme beeinträchtigen. Wenn sich jemand proteinreich ernährt, aber immer noch Anzeichen eines Proteinmangels aufweist, untersuchen wir ihn oftmals, um festzustellen, ob eventuell eine Darmerkrankung vorliegt wie beispielsweise CED (chronisch-entzündliche Darmerkrankung), Zöliakie oder Hypochlorhydrie (ein Mangel an Magensäure, der verhindert, dass Proteine in Aminosäuren zerlegt werden). Wenn jemand eine dieser Erkrankungen hat, kann die Behandlung der zugrunde liegenden Ursache bzw. die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln, die Betain enthalten, hilfreich sein. Wenn jemand zu wenig Proteine zu sich nimmt, kann die Proteinzufuhr ganz einfach durch den Verzehr von proteinreichen Lebensmitteln wie etwa KollagenProteinpulvern und Gerichten mit Linsen, Bohnen und Fleisch gesteigert werden. Dies führt meist innerhalb weniger Monate zu einer Besserung der Haarprobleme.

Haarausfall aufgrund eines Vitaminmangels

Ein Mangel an B- und D-Vitaminen wie etwa Vitamin B7 (Biotin) und Vitamin D kann oftmals die Ursache für Haarausfall sein. In mehreren Studien wurde festgestellt, dass eine Nahrungsergänzung mit Vitamin-D das Haarwachstum fördern kann, wenn sie zur Korrektur eines diagnostizierten Mangels eingesetzt wird. Ebenso kann Biotin (Vitamin B7) dazu beitragen, das Haarwachstum bei Personen, die einen Mangel an diesem Vitamin aufweisen, zu verbessern. Seien Sie stets vorsichtig, wenn Sie eine Nahrungsergänzung mit Biotin in Erwägung ziehen, und informieren Sie Ihren Arzt, wenn Sie hohe Dosen davon einnehmen, da dies die Ergebnisse verschiedener Arten von Bluttests beeinträchtigen kann wie etwa von Tests zur Ermittlung von Schilddrüsenhormonen, Sexualhormonen (z. B. Testosteron und Östrogen) und vielen weiteren. Eine Möglichkeit, jeden Tag sowohl Vitamin D als auch Biotin zu sich zu nehmen, besteht darin, ein Vollspektrum-Multivitaminpräparat einzunehmen. Nicht alle Multivitaminpräparate enthalten Biotin, daher sollten Sie auf der Packung nachsehen und ein entsprechendes Produkt wählen.

Eine Überdosierung mit Vitamin A kann ebenfalls Haarausfall verursachen. Wenn Sie also Vitamin A in hoher Dosierung einnehmen, sollten Sie am besten mit Ihrem Arzt klären, ob die von Ihnen eingenommene Menge tatsächlich für Sie geeignet ist. Im Allgemeinen reicht die Menge an Vitamin A in einem Multivitaminpräparat aus, um bei Personen, die sich gesund ernähren und keine Probleme mit der Fettaufnahme haben, einem Mangel entgegenzuwirken.

Mineralstoffmangel und Haarausfall

Sowohl ein Eisen- als auch ein Selenmangel kann Haarausfall verursachen. Es hat sich gezeigt, dass die Korrektur dieser Mangelerscheinungen durch entsprechende Nahrungsergänzungsmittel das gesunde Nachwachsen der Haare unterstützen kann. Bitten Sie Ihren Arzt, Ihre Eisenwerte zu ermitteln und Ihnen bei Bedarf ein für Sie geeignetes Eisenpräparat zu empfehlen. Um genügend Selen aufzunehmen, sollten Sie jeden Tag selenreiche Lebensmittel wie Paranüsse oder ein selenhaltiges Präparat zur Unterstützung der Schilddrüse zu sich nehmen.

Haarausfall nach der Geburt

Es ist allgemein bekannt, dass das Haarwachstum in der Schwangerschaft zunehmen kann. Dieses verstärkte Haarwachstum führt in manchen Fällen dazu, dass sich das Haar dicker, voller und glänzender anfühlt. Wenn dieser Haarwachstumsschub in den zwei bis vier Monaten nach der Schwangerschaft aufhört, kann dies den Eindruck erwecken, dass man unter Haarausfall leidet. In Wirklichkeit ist es jedoch eher der Fall, dass sich Ihre Haarnachwuchsrate wieder normalisiert und die zusätzlichen Haare, die während der Schwangerschaft gewachsen sind, ausfallen und keine neuen Haare mehr nachwachsen. 

Manchmal können Nährstoffmängel und Hormonveränderungen nach der Schwangerschaft allerdings zu einem verstärkten Haarausfall führen, der über das übliche Maß hinausgeht. Wenn dies bei Ihnen der Fall ist, sollten Sie sich von Ihrem Arzt untersuchen lassen, um herauszufinden, ob Sie unter einem Nährstoffmangel, wie oben erwähnt, oder an einer der nachfolgend aufgeführten Erkrankungen leiden, und sich bei Bedarf einen optimierten Ernährungsplan erstellen zu lassen, damit Sie wieder gut schlafen und sich ausreichend erholen können. Insbesondere Schilddrüsen- und andere Hormone können je nach Ihrer Krankengeschichte und dem Verlauf Ihrer Schwangerschaft eine gewisse Unterstützung benötigen, damit sich langsam wieder der Normalzustand einpendelt. Ich stelle oft fest, dass viele neugebackene Mütter ihre Schwangerschaftsvitaminpräparate schon früh nach der Geburt absetzen und dann einen Mikronährstoffmangel entwickeln, der sich auf alle Bereiche – von den Haaren bis hin zur Stimmung –negativ auswirkt.

Schilddrüsenbedingter Haarausfall

Die Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose), eine häufige Ursache für Haarausfall, lässt sich mittels eines einfachen Bluttests ermitteln. Wenn Sie an einer Schilddrüsenunterfunktion leiden, kommen verschiedene Ursachen dafür infrage. Ihre Beschwerden könnten durch eine falsche Ernährung, eine Autoimmunerkrankung oder andere Ursachen hervorgerufen werden. Die Behandlung einer derartigen Erkrankung soll sicher, einfach und effektiv sein und das Haarwachstum fördern. Ihr Arzt kann Ihnen entweder Schilddrüsenhormone verschreiben oder untersuchen, ob Sie an einem Jod- bzw. Selenmangel leiden, denn diese Mangelerscheinungen können ebenfalls die Schilddrüse beeinträchtigen, und Ihnen bei Bedarf ein entsprechendes Präparat empfehlen. Seien Sie hinsichtlich der Einnahme von Biotin vorsichtig, da dieses Nahrungsergänzungsmittel unter Umständen die Schilddrüsentests beeinträchtigt. Falls Sie ein derartiges Nahrungsergänzungsmittel einnehmen, sollten Sie die Einnahme etwa eine Woche vor einem Schilddrüsentest einstellen, um sicherzustellen, dass Sie ein fehlerfreies Ergebnis erhalten.

Haarausfall aufgrund einer Autoimmunerkrankung

Einige Autoimmunerkrankungen können Haarausfall verursachen. Die Behandlung dieser Störungen – denen eine pathologische Immunfunktion zugrunde liegt – sind etwas kompliziert und erfordern in der Regel die Beteiligung eines Spezialisten. Im Allgemeinen werden Autoimmunerkrankungen mit entzündungshemmenden Mitteln und Behandlungen angegangen, die auf die Optimierung der physiologischen Funktion abzielen. Im Bereich der Naturheilkunde konzentrieren wir uns darauf, sicherzustellen, dass Patienten, die eine Autoimmunerkrankung haben, nicht an einer Dysbiose (Mangel an förderlichen Probiotika) leiden und dass sie ausreichend Omega-3-Fettsäuren und Antioxidantien zu sich nehmen. 

Haarausfall aufgrund einer Bakterien- oder Pilzinfektion

Infektionen mit Staphylokokken und Pilzen wie Tinea können zu Kopfhautproblemen führen, die einen Haarausfall nach sich ziehen. Bitten Sie Ihren Arzt oder Dermatologen, entsprechende Tests durchzuführen, um zu ermitteln, ob Sie eventuell an einer derartigen Infektion leiden. Sollten Sie eine Infektion haben, gibt es verschiedene verschreibungspflichtige Cremes, Reinigungsmittel usw., die Sie verwenden können, um diese loszuwerden.

Kopfhauterkrankungen wie Psoriasis, die Haarausfall verursachen

Wenn es sich um eine schwere Psoriasis-Erkrankung handelt, kann diese auch zu Haarausfall führen. Psoriasis-Behandlungen erfordern im Allgemeinen ein Rezept und einen ganzheitlichen Ansatz. Zum Beispiel haben Menschen, die an Psoriasis leiden, häufig allergische Triadensymptome, die dazu führen, dass sie auf viele Proteine in Lebensmitteln allergisch reagieren. Heilpraktiker untersuchen ihre Psoriasis-Patienten, um eventuelle Nahrungsmittelallergien zu entdecken, und helfen ihnen bei der Erstellung eines Ernährungsplans, in dem jene Nahrungsmittel, auf die sie empfindlich reagieren, reduziert oder gar vollkommen gestrichen werden, sodass die Symptome oftmals gelindert werden können.

Medikamentenbedingter Haarausfall

Viele Medikamente sind potenzielle Haarausfallverursacher. Dazu gehören unter anderem Medikamente gegen Cholesterin, bipolare Störungen, Herzerkrankungen usw. Wenn Sie innerhalb weniger Wochen nach Einnahme eines neuen Medikaments Haarausfall haben, sollten Sie unbedingt Ihren Arzt konsultieren. Sie sollten diese Medikamente nicht selbst absetzen, da dies für Ihre Gesundheit gefährlich sein könnte. Versuchen Sie, eine Möglichkeit zu finden, die von Ihrem Arzt verschriebene Behandlung fortzusetzen und gleichzeitig den Haarausfall zu minimieren. Wenn es nicht anders geht, sollten Sie sich nach einer Alternative umsehen. Einige Medikamente – wie etwa die Chemotherapie – sollen Ihr Leben retten und haben bekanntermaßen Nebenwirkungen, zu denen auch Haarausfall zählt. In diesem Fall ist es ratsam, diese Medikamente vorübergehend einzunehmen und nach der Behandlung daran zu arbeiten, gesundes Haar nachwachsen zu lassen. Vereinbaren Sie einen Termin bei Ihrem Arzt, wenn Sie Fragen zu Medikamenten und Haarausfall haben.

Wenn keine der oben genannten Haarausfallursachen auf Sie zutrifft, sollten Sie sich keine Sorgen machen. Es gibt viele andere Ursachen für Haarausfall, die Ihr Arzt herausfinden und behandeln kann.

Haarausfall von innen heraus beheben

Wie kann man Haarprobleme von innen heraus angehen? Wenn Sie die oben genannten Probleme angehen, indem Sie eine Ernährungsumstellung bzw. Lebensstiländerung durchführen oder Nahrungsergänzungsmittel bzw. verschreibungspflichtige Medikamente einnehmen, können Sie den Haarausfall möglicherweise verlangsamen oder sogar rückgängig machen und sich wieder an einem gesunden und prächtigen Haar erfreuen. Wie auch im Fall anderer Beschwerden, sollten Sie sich stets an Ihren Arzt wenden, wenn Sie an Haarausfall leiden. Gemeinsam können Sie dann einen Behandlungsplan festlegen, der effektiv, gesund und auf Ihre individuellen Bedürfnisse abgestimmt ist.

Quellenangaben:

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