Eine der wichtigsten Verbindungen, die von allen Zellen in Ihrem Körper produziert wird, ist Glutathion

Was ist Glutathion?

Glutathion ist ein kleines Proteinmolekül und besteht aus den Aminosäuren Glutamat, Cystein und Glyzin. 

Was macht Glutathion?

Glutathion hilft dabei, unsere Zellen vor Schäden zu schützen und bei der Entgiftung schädlicher Verbindungen. 

In 100 Jahren der Forschung haben mehr als 100.000 wissenschaftliche Arbeiten den Erhalt des Glutathiongehalts von Zellen als einen der wichtigsten Schlüsselfaktoren zum Erhalt der korrekten Zellfunktion, Gesundheit des Immunsystems und der Verlangsamung des Alterungsprozesses etabliert. 

5 Vorteile von Glutathion

  1. Es ist ein Antioxidans. Glutathion ist das Haupt-Antioxidans der Zellen, um diese vor Schäden zu schützen. Es ist außerdem wichtig für das Recyceln und die angemessene Nutzung anderer Antioxidantien, wie zum Beispiel der Vitamine C%nbsp;und E.
  2. Es hat eine Wirkung auf das Immunsystem. Glutathion schützt Immunzellen vor Schäden und hat außerdem gewisse antivirale Wirkungen. Es ist auch wichtig dafür, ein Gleichgewicht im Immunsystem zu erzeugen. Es verstärkt die Funktion, wenn das Immunsystem nicht aktiv genug ist und bringt es wieder ins Gleichgewicht, wenn es zu aktiv ist.
  3. Es hat mitochondriale Effekte. Gutathion spielt eine wichtige Rolle in der Funktion der Mitochondrien (den energieproduzierenden Teilen in Zellen). 
  4. Es ist wichtig für die Zellfunktion. Glutathion wird für die Herstellung vieler zellularer Proteine, die Synthese und Reparatur von DNS, die Aktivierung und Regulierung von an der allgemeinen Zellfunktion beteiligten Zellenzymen und die korrekte Funktion von Vitamin D3 benötigt.
  5. Es ist eine entgiftende Verbindung. Glutathion ist das wirksamste Entgiftungsmittel im Körper. Glutathion bindet unerwünschte Toxine, Schadstoffe, Chemikalien, Schwermetalle sowie Metabolite aus Medikamenten und scheidet diese über den Urin oder den Darm aus.

Was passiert, wenn der Körper nur einen niedrigen Glutathionspiegel hat?

Der Glutathionspiegel zeigt dazu, mit zunehmenden Alter abzunehmen. Dies geschieht auch, wenn wir Giftstoffen, Medikamenten, Umweltverschmutzung und anderen Verbindungen ausgesetzt werden, die oxidative Schäden verursachen. Selbst etwas einfaches, wie die Einnahme von Acetaminophen (Paracetamol) kann den Glutathionspiegel stark senken. Ein niedriger Glutathionspiegel wird mit beschleunigter Alterung und fast jeder chronischen Krankheit in Verbindung gebracht, besonders Krankheiten in Verbindung mit dem Altern, wie dem nachlassen kognitiver Fähigkeiten, Diabetes Typ 2 und vielen Formen von chronischen Erkrankungen.1,2

Hohes Alter ist ein allgemein anerkannter Risikofaktor für schwere Erkrankungen, Komplikationen und Tod aus zahlreichen Gründen, einschließlich viraler Infektionen. Ein niedriger Glutathionspiegel kann Zellen anfälliger für oxidative Schäden machen. Weiterhin kann ein niedriger Glutathionspiegel das Immunsystem und die Schutzbarrieren in den Atemwegen und dem Darmtrakt beeinträchtigen. 

Die gleichen Einschränkungen liegen bei den folgenden Zuständen vor:

  • Chronische Nierenerkrankung
  • Chronisch obstruktive Lungenerkrankung
  • Immungeschwächten Zuständen (geschwächtes Immunsystem) aufgrund einer Organtransplantation
  • Fettleibigkeit (BMI von 30 oder höher)
  • Schwere Herzprobleme wie Herzversagen, koronare Arterienerkrankung oder Kardiomyopathie
  • Sichelzellenanämie
  • Typ 2 Diabetes Mellitus

Welche Rolle spielt Glutathion im Immunsystem?

In dieser Zeit des verstärkten Fokus auf die Gesundheit des Immunsystems ist es wichtig, zu verstehen, wie wichtig ¡Glutathion für den Schutz vor Infektionen ist. Die Forschung sagt deutlich aus, dass ein höherer Glutathiongehalt der Zellen mit einer korrekten Reaktion auf virale Infektionen in Verbindung steht.3 Diese Wirkung ist darauf zurückzuführen, dass Glutathion die Immunzellen vor Schäden schützt und die Immunfunktionen stärkt, die zum Schutz vor Viren wichtig sind.4 Glutathion hat an zu unterschiedlichen Stufen in seinem Lebenszyklus auch eine direkte Wirkung in Hinsicht auf die Blockierung der Vermehrung zahlreicher Viren aufgezeigt.5 Es wird angenommen, dass diese antiviralen Eigenschaften von Glutathion dabei helfen, großen Viranansammlungen und die daraus folgende massive Ausschüttung von entzündeten Zellen in die Lungen vorzubeugen, die man bei bestimmten Viruserkrankungen feststellt. 

Welche Ernährungsfaktoren und Ergänzungsmittel können den Glutathionspiegel erhöhen?

Die Ernährung kann den Glutathionspiegel erhöhen, allerdings nur begrenzt. Der menschliche Körper, hauptsächlich die Leber, stellt täglich zwischen 8.000 und 10.000 mg Glutathion her. Um diese Menge zu relativieren: Eine gesunde Ernährung mit Obst und Gemüse könnte bis zu 150 mg vorgeformtes Glutathion pro Tag einbringen. Nichtdestotrotz halten die Zellen an Glutathion fest, also sind die angesammelten Effekte einer erhöhten Glutathionzufuhr über die Ernährung ein wichtiges Ziel. Spargel, Avodado und Walnüsse sind besonders ergiebige Quellen für Glutathion. 

Die beliebtesten Herangehensweisen bei Ergänzungsmitteln zur Steigerung des Glutathionspiegels beinhalten entweder Glutathion oder N-Acetylcystein. Vor aktuellen Studien gab es eine Kontroverse in Hinsicht auf Glutathion als Nahrungsergänzungsmittel, da man annahm, Glutathion würde bei täglicher Einnahme nicht aufgenommen werden. Oft wird eine frühe Studie herangezogen, um eine mangelnde Absorption zu zeigen. In der Studie scheiterte eine tägliche Dosierung von 3.000 mg Glutathion, den Glutathiongehalt des Blutes zu erhöhen. Wie sich herausstellt, gibt es aber einen weiteren Grund.7 Die Forscher suchten nach dem freien Glutathiongehalt, da es aber so wertvoll ist, wird es schnell an Transportproteine gebunden, damit es zu den Zellen getragen8 und nicht als freies Glutathion im Blut angezeigt wird. 

‌‌Können Glutathion-Ergänzungsmittel oral absorbiert werden? 

Die erste Studie, die eine deutliche orale Absorbtion bei Menschen mit reduziertem Glutathion (GSH) aufzeigte, wurde im Jahre 2014 an der Kyoto University durchgeführt.9 Diese Studie war anders, da sie nicht das freie, ungebundene Glutathion untersuchte, sondern auch die Menge von an Proteine gebundenem Glutathion untersuchte. Die Resultate zeigten, dass es zwar keinen deutlichen Unterschied bei freiem Glutathion hab, sich die Menge von an Protein gebundenem Glutathion nach der Ergänzung aber deutlich erhöhte. Diese Studie war bahnbrechend, da Sie die Schwachpunkte früherer Absorptionsstudien offenlegte.

Die nächste Studie wurde im Jahre 2015 an der Penn State University durchgeführt und zeigte relativ klar, dass Glutathion oral absorbiert wird und dies den Glutathiongehalt im Gewebe erhöht.10 Es wurden 54 gesunde, nichtrauchende Erwachsene für 6 Monate auf ein Placebo oder orales Glutathion in Höhe von 250 mg oder 1.000 mg täglich randomisiert. Die Ergebnisse zeigten, dass die Glutathionwerte in den roten Blutkörperchen und im Blut insgesamt bei beiden Dosierungen nach jeweils 3 und 6 Monaten im Vergleich zum Behandlungsbeginn deutlich anstiegen. Nach 6 Monaten erhöhte die Einnahme von 250 mg Glutathion die Glutathionwerte im Blut insgesamt um 17 % und in den roten Blutkörperchen um 29 %. Die Einnahme von 1.000 mg Glutathion am Tag erhöhte die Glutathionwerte im Blut insgesamt um 31 % und in den roten Blutkörperchen um 35 %. Noch beeindruckender war, dass der Glutathiongehalt der Zellen der inneren Wange sich bei Testpersonen, die 1.000 mg Glutathion am Tag einnahmen, um 250 % erhöhte.

Zu guter Letzt zeigte eine Tierstudie im Jahre 2018, dass Glutathion im Darm direkt aufgenommen wird, von dort aus an Proteine gebunden über das Blut transportiert und schließlich in der Leber abgeliefert wird, wo es dann für Reaktionen zum Schutz und zur Entgiftung der Zellen verwendet wird.11 

Was ist NAC und wie fördert es Glutathion?

N-Acetylcystein (NAC) ist eine Form der Aminosäure Cysteine – Der Schlüssel-Aminosäure in Glutathion. Die Einnahme von NAC als Nahrungsergänzungsmittel dient der Erhöhung des Glutathiongehalts im Gewebe. Die Ergänzung mit NAC kann die Glutathionwerte steigern und ist besonders hilfreich dabei, die Lungen, die Atemwege und den Darmtrakt vor Schaden zu bewahren.14-17 NAC ist auch eine bevorzugte Behandlung zur Bekämpfung der Giftigkeit von Acetaminpohen. (Tylenol®, Paracetamol). Acetaminophen wird beim Stoffwechsel in giftige Verbindungen umgewandelt, die den Glutathiongehalt der Leber erschöpfen und sie somit schädigen. In ausreichender Stärke oder in Verbindung mit Alkoholkonsum, kann diese Erschöpfung des Glutathiongehalts durch Acetaminophen tödlich sein.

NAC ist außerdem ein Schleim-Modifikator. Es wurde oral und in Krankenhäusern über Atemschläuche mit großem Erfolg verwendet, um Menschen bei der Bewältigung von schwachem oder dicken Schleim bei akuten und chronischen Lungenerkrankungen wie einem Enphysem, Bronchitis, chronischem Asthma oder zystischer Fibrose zu helfen. 

NAC kann dabei helfen, die Viskosität von Bronchialsekret zu reduzieren. Es wurde auch festgestellt, dass NAC die Fähigkeit von Zilien in den Atemwegen verbessert, Schleim hinauszubefördern, wodurch die Schleimentfernungsrate um 35 % erhöht wird. Als Ergebnis dieser Effekte verbessert NAC die Bronchien- und Lungenfunktion, lindert Husten und verbessert die Säuresättigung im Blut, wenn die Atemwege sich einer Herausforderung gegenübersehen. 

Für Schutz und zur Steigerung der Glutathionwerte in den Lungen beträgt die Dosierung normalerweise zwischen 500 und 1.000 mg täglich. Zur Reduzierung der Schleimdicke liegt die typische Dosierung bei bis zu viermal täglich 200 bis 400 mg.17-19

Was ist besser? Glutathion oder NAC?

Zur Beantwortung dieser Frage ist es wichtig zu erwähnen, dass beide Formen klinische Vorteile gezeigt haben und es etwas Haarspalterei ist, einem den Vorzug zu gewähren. Der Vorteil von Glutathion&nsbp;liegt darin, dass es sich um die vorgeformte, aktive Verbindung handelt. Der Vorteil von NAC liegt darin, dass es ein wirksamerer Schleimlöser und die bessere Wahl ist, wenn der Schleim in den Atemwegen dick und klebrig ist.

Quellen:

  1. Forman HJ, Zhang H, Rinna A. Glutathione: overview of its protective roles, measurement, and biosynthesis. Mol. Aspects Med. 2009;30, 1−12. 
  2. Dwivedi D, Megha K, Mishra R, Mandal PK. Glutathione in Brain: Overview of Its Conformations, Functions, Biochemical Characteristics, Quantitation and Potential Therapeutic Role in Brain Disorders. Neurochem Res. 2020;45(7):1461-1480.
  3. Dröge W, Breitkreutz R. Glutathione and immune function. Proc Nutr Soc. 2000;59(4):595-600.
  4. Fraternale A, Brundu S, Magnani M. Glutathione and glutathione derivatives in immunotherapy. Biol Chem. 2017;398(2):261-275.
  5. Fraternale A, Paoletti MF, Casabianca A, et al. Antiviral and immunomodulatory properties of new pro-glutathione (GSH) molecules. Curr Med Chem. 2006;13(15):1749-1755.
  6. Jones DP, Coates RJ, Flagg EW, et al. Glutathione in foods listed in the National Cancer Institutes Health Habits and History Food Frequency Questionnaire. Nutr Cancer 1995;17:57-75.
  7. Witschi A, Reddy S, Stofer B, Lauterburg BH. The systemic availability of oral glutathione. Eur J Clin Pharmacol 1992;43(6):667-9.
  8. Kovacs-Nolan J, Rupa P, Matsui T, et al. In vitro and ex vivo uptake of glutathione (GSH) across the intestinal epithelium and fate of oral GSH after in vivo supplementation. J Agric Food Chem. 2014;62(39):9499-9506.
  9. Park EY, Shimura N, Konishi T, et al. Increase in the protein-bound form of glutathione in human blood after the oral administration of glutathione. J Agric Food Chem. 2014;62(26):6183-6189.
  10. Richie JP Jr, Nichenametla S, Neidig W, et al. Randomized controlled trial of oral glutathione supplementation on body stores of glutathione. Eur J Nutr. 2015;54(2):251-263.
  11. Yamada H, Ono S, Wada S, et al. Statuses of food-derived glutathione in intestine, blood, and liver of rat. NPJ Sci Food. 2018;2:3. Published 2018 Feb 6. doi:10.1038/s41538-018-0011-y.
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  13. Kessoku T, Sumida Y, Imajo K, et al. Efficacy of Glutathione for the Treatment of Non-Alcoholic Fatty Liver Disease: An Open-Label, Multicenter, Prospective Study. J Hepatology 2016;64(2):S500.
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  16. Elbini Dhouib I, Jallouli M, Annabi A, Gharbi N, Elfazaa S, Lasram MM. A minireview on N-acetylcysteine: An old drug with new approaches. Life Sci. 2016;151:359-363. doi:10.1016/j.lfs.2016.03.00.
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