Was sind Blähungen?

Blähungen – dieses unangenehme, gelegentlich schmerzhafte Gefühl eines erhöhten Drucks im Bauchraum. Für viele Menschen sind Blähungen die normale Folge einer Mahlzeit, die reich an Bohnen und anderen bekanntlich gasbildenden Lebensmitteln ist. Doch bei manchen kommen Blähungen all zu häufig vor, und ihre Auswirkungen sind unangenehm, wenn nicht sogar belastend. 

In diesem Artikel untersuchen wir die Hauptursachen für Blähungen und werfen einen Blick auf wissenschaftliche Belege, die für natürliche Behandlungen sprechen.

Ursachen für Blähungen und übermäßige Gasbildung

Die Ursachen für Blähungen, die auf eine übermäßige Entstehung von Darmgasen zurückzuführen sind, sind komplex. Gewiss spielen Gase eine Rolle, doch zahlreiche andere Faktoren können für das unangenehmen Gefühl eines Blähbauchs sorgen.

Fermentierung

Haben Sie sich schon mal gefragt, woher die Gase in unserem Verdauungssystem kommen? Zwar kann ein Teil davon verschluckt werden, vor allem beim Trinken von kohlensäurehaltigen Getränken oder beim Kauen von Kaugummi, doch die meisten Gase, die problematische Blähungen verursachen, haben ihren Ursprung in der Darmflora. Dieses komplexe Ökosystem aus Bakterien, die in unserem Dickdarm leben, ernährt sich mittels eines sogenannten Fermentierungsprozesses von unverdauten Nahrungsresten. Dabei entstehen als Nebenprodukt Gase wie Methan.

Verstopfung

Stellen Sie sich einen Verkehrsstau auf einer stark befahrenen Autobahn vor. Wenn der Verdauungsprozess ins Stocken gerät, kann der daraus resultierende Stau Druck auf die Magen- oder Darmwand ausüben und ein Völlegefühl hervorrufen.

Überempfindlichkeit

Bei manchen Erkrankungen, wie beim Reizdarmsyndrom (IBS), rühren die Beschwerden nicht von Blähungen her. Die viszeralen Nerven, die für die Weiterleitung von Reizen aus dem Darm an das Gehirn verantwortlich sind, können eine Überempfindlichkeit entwickeln, die Beschwerden auslöst, auch wenn keine überschüssigen Gase oder Ausscheidungen vorhanden sind.

Lebensmittel, die bei Blähungen Linderung verschaffen

Da Sie nun wissen, warum Blähungen auftreten, wollen wir uns mit den häufigsten Ursachen befassen und Strategien zur Linderung erforschen.

Die unzähligen Bakterien, die Ihren Darm besiedeln, leben in einem komplexen Ökosystem in Koexistenz mit Ihnen und untereinander. Jede Art ist auf ganz bestimmte Nahrungsbestandteile spezialisiert, und das, was Sie zum Frühstück essen, prägt die nächste Generation von Bakterien, die anschließend bei der Verdauung des Mittagessens helfen.

Eine wenn auch nur leichte Veränderung Ihrer Ernährung kann diese Gemeinschaft völlig durcheinander bringen und zur übermäßigen Entstehung von Darmgasen und Blähungen führen. Um Ihren Darm gegen die unerwünschten Beschwerden einer unvorbereiteten Darmflora zu stärken, sollten Sie auf Vielfalt setzen. Genau wie beim Ökosystem der Erde macht eine Verringerung der Vielfalt das System anfällig für Störungen und Ungleichgewichte.

Um eine widerstandsfähiges Darmflora zu kultivieren, sollten Sie eine große Vielfalt an ballaststoffreichen pflanzlichen Lebensmitteln wie Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte, Vollkorngetreide, Nüsse und Samen verzehren. Die Vielfalt ist hier der Schlüssel. Im Gegensatz zu einem einseitigen Ballaststoffpräparat trägt eine Vielfalt an Ballaststoffen zu einer Vielfalt an Darmbakterien bei. Führen Sie diese ballaststoffreichen Lebensmittel schrittweise ein und geben Sie Ihrer Darmflora die Zeit, die sie braucht, um sich anzupassen und zu entwickeln.

So nützlich eine pflanzliche Ernährung für die Förderung einer vielfältigen Bakteriengemeinschaft auch sein mag – eine Steigerung des Ballaststoffanteils in der Ernährung ersetzt keine Bakterienarten, die bereits ausgestorben sind. 

Zwar können Probiotika bei täglicher Einnahme gegen Blähungen helfen, doch langfristig erhöhen auch sie nicht die mikrobielle Vielfalt im Darm. Stattdessen ist eine Ernährung mit einem hohen Anteil an fermentierten Lebensmitteln wie Sauerkraut, Kimchi, fermentiertem Gemüse, Joghurt, Kombucha und Kefir nachweislich am besten geeignet, den Darm mit einer Vielfalt von Bakterienarten neu zu besiedeln. Wenn Sie diese Lebensmittel im Supermarkt kaufen, achten Sie auf Produkte, die nicht pasteurisiert wurden und noch aktive lebende Kulturen enthalten, oder ziehen Sie in Erwägung, diese Produkte zu Hause selber zu fermentieren.

Die Rolle der Magensäure bei Blähungen

Ihre zuverlässigen Darmbakterien fangen oft das auf, was Ihr Verdauungssystem übersehen hat. Daher führt jedes Problem, das bewirkt, dass eine größere Menge unverdauter Nahrungspartikel den Dünndarm passiert, zu übermäßigen Blähungen und Beschwerden. Eine der häufigsten Ursachen ist ein Mangel an Magensäure, allerdings bleibt sie oft unerkannt. 

Fast ein Viertel der Weltbevölkerung nimmt Medikamente gegen Sodbrennen ein, die dem Magen Säure entziehen und damit das Risiko für eine schlechte Verdauung erhöhen. In einer Studie litten 43 % der Probanden, die einen Protonenpumpenhemmer (PPI) einnahmen, nach nur 8 Wochen Behandlung an Blähungen. Das Alter scheint ebenso eine Rolle zu spielen, wobei ältere Erwachsene länger brauchen, bis der Magen nach einer Mahlzeit wieder seinen vorherigen Säuregehalt aufgebaut hat.

Um die Magensäureproduktion anzukurbeln, bietet sich Magenbitter als Nahrungsergänzung an. Das bittere Geschmacksprofil regt den Magen an, mehr Säure zu produzieren. Ebenso lassen sich bittere Lebensmittel wie Löwenzahnblätter in eine Mahlzeit integrieren, um die Verdauung zu fördern. Wenn Sie allerdings einen PPI nehmen, wie Omeprazol (Nexium), könnte sich der Versuch lohnen, den Magensäuregehalt direkt vor einer Mahlzeit anzukurbeln. Betain-HCl ist Säure in Kapselform, die, wenn sie vor einer Mahlzeit eingenommen wird, den Säuregehalt des Magens vorübergehend erhöht. Vorsicht ist jedoch geboten, da Personen mit Magen- oder Darmgeschwüren kein Betain-HCL einnehmen sollten.

Laktoseintoleranz und Abhilfe bei Blähungen

Eine der wohl bekanntesten Ursachen für Blähungen ist Laktose, ein Zucker, der nur in Milchprodukten vorkommt. Etwa 68 % der Erwachsenen weltweit haben dieses Enzym nicht, um das für die Aufspaltung von Zucker benötigt wird. Daher neigen sie zu Durchfall und Blähungen, wenn die Laktose auf die Darmflora trifft.

Um laktosebedingte Blähungen abzumildern, bedarf eines strategischen Verzehrs. Eine Beschränkung des Milchkonsums auf etwa 2 Tassen Milch pro Tag oder eine gleichwertige Menge anderer Milcherzeugnisse, die über den Tag verteilt wird, kann die Symptome reduzieren. Sie können sich auch auf Milchprodukte wie griechischen Joghurt oder Hartkäse beschränken, die relativ laktosearm sind und dennoch viel Kalzium enthalten.

Doch wenn die Verlockung eines großen Glases Milch oder einer Kugel Eis zu groß ist, könnte ein Laktasepräparat helfen. Laktase, das für die Aufspaltung von Laktose zuständige Enzym, kann als Tablette oder Flüssigpräparat eingenommen werden, um diesen verzwickten Zucker zu einer verträglichen Form vorzuverdauen. Es gibt zwar zahlreiche Belege dafür, dass Laktase helfen kann, doch die Ergebnisse sind von Hersteller zu Hersteller sehr unterschiedlich, daher müssen Sie möglicherweise etwas experimentieren.

Menstruation und Abhilfe bei Blähungen

Blähungen sind ein häufiger Begleiter der Menstruation und kann auch nach den Wechseljahren noch vorkommen. Der Hauptgrund scheinen die Hormone zu sein, auch wenn der genaue Mechanismus unklar ist. Dieser Variante von Blähungen ist mitunter schwer beizukommen.

Unter den Heilkräutern scheint Mönchspfeffer (Vitex agnus castus) ein vielversprechender Kandidat zu sein. Bei Untersuchungen im Zusammenhang mit dem prämenstruellen Syndrom (PMS) erwies sich Mönchspfeffer in einigen Studien als wirksam gegen Blähungen, in anderen nicht. 

Die gute Nachricht ist, dass sich Mönchspeffer auch bei anderen PMS-Symptomen als wirksam erwiesen hat und im generell gut vertragen wurde. Daher lohnt es sich, dieses Naturheilmittel auszuprobieren, vor allem, wenn Sie nach Linderung für verschiedene PMS-Symptome suchen.

Die verborgene Rolle von Stress bei schlechter Verdauung

In der vielfältigen Welt der Blähungen ist Stress ein oft übersehener Übeltäter. Stresshormone sorgen sowohl direkt als auch indirekt für eine Verlangsamung des Verdauungsprozesses, eine erhöhte Empfindlichkeit der viszeralen Nerven und Veränderungen der Darmflora. Dieses Trio an Effekten schafft eine fruchtbare Grundlage für unangenehme Blähungen. Stress kann auch der Schlüssel zu den Blähungen sein, die bei Menschen mit Reizdarmsyndrom (IBS) auftreten, einer häufigen Erkrankung, bei der sich Techniken zur Stressreduzierung als hilfreich erwiesen haben.

Möglichkeiten zur Linderung von stressbedingten Blähungen sind die Behandlung von Stress sowie die Abmilderung seiner indirekten Auswirkungen. Leichte körperliche Betätigung, Zwerchfellatmung und eine gute Körperhaltung sind zum Beispiel einfache und wirksame tägliche Gewohnheiten, die den Transport der Nahrung durch den Darm erleichtern und dazu beitragen, der trägen Darmtätigkeit entgegenzuwirken, die bei stressbedingten Blähungen auftritt. Probieren Sie Yoga aus, eine ganzheitliche Bewegungsform, die diese Kriterien erfüllt und obendrein wirksam zur Stressreduzierung beiträgt. Tatsächlich belegen klinische Studien, dass bei IBS-Symptomen effektive Hilfe bietet.

Nahrungsergänzungsmittel zur Linderung von Blähungen

Flohsamenschalen

Bei langsamer Gewöhnung stellen ballaststoffreiche Floshamenschalen eine vielversprechende Option dar, um Blähungen aufgrund einer trägen Verdauung zu lindern. Flohsamenschalen werden im Gegensatz zu vielen anderen Ballaststoffen nicht von Darmbakterien fermentiert und verursachen daher weniger Blähungen. Sie können weichen Stuhl fester machen und bei Verstopfungen helfen, indem sie Wasser in den Darm ziehen. Ihre einzigartigen Eigenschaften können auch dazu beitragen, dass Ballaststoffquellen, die gesunden Darmbakterien Nahrung liefern, besser vertragen werden, da sie die Gärung und Gasbildung verlangsamen.

Pfefferminzöl

Was Heilkräuter angeht, so ist eine Kombination aus Pfefferminzöl (Menthol) und Kümmelöl eine vielversprechende Option zur Behandlung von verdauungsbedingten Blähungen. Kümmelöl wird seit Langem in der Naturheilkunde als Verdauungshilfe eingesetzt, und die moderne Forschung stützt diese Anwendung. Bei gemeinsamer Einnahme vor den Mahlzeiten zeigt dieses Duo eine vielversprechende Wirkung bei der Linderung von Krämpfen und der Verringerung des Drucks in Magen und Dünndarm, und sorgt somit für Linderung bei Blähungen nach dem Essen. Um das Risiko von Sodbrennen zu verringern, wird empfohlen, ein magensaftresistentes Pfefferminzölpräparat zu verwenden, um eine vorzeitige Freisetzung des Öls in der Nähe der Speiseröhre zu verhindern.

Fazit

Angesichts so vieler verschiedener Ursachen für Blähungen hängt die richtige Behandlung von der Ursache der Beschwerden ab. Da Sie sich nun einen Überblick über die verschiedenen Ursachen und Heilmittel verschafft haben, empfehle ich Ihnen, mit Ihrem Arzt zu besprechen, welche Behandlung für Sie geeignet ist.

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