Im Nahen Osten ist Schwarzkümmel bereits seit Tausenden von Jahren ein hochgeschätztes Kraut. Referenzen zu dieser Pflanze gibt es sowohl in der Bibel als auch im Koran, ihre Samen fand man im Grab von Tutanchamun in Ägypten. Obwohl er manchmal auch als Kreuzkümmel oder Kümmel bezeichnet wird, ist Schwarzkümmel (Nigella sativa) mit keinem der beiden gängigen Küchengewürze verwandt – er hat jedoch eine lange Geschichte in der traditionellen Medizin. 

Interessanterweise wurde Schwarzkümmel bei einer ganzen Reihe an Beschwerden, einschließlich Atemwegs-, Verdauungs-, Immun-, Herz-, Nieren- und Lebererkrankungen, verwendet. Darüber hinaus wurde er oft in Form eines Gesundheitstonikums zur Verbesserung des allgemeinen Wohlbefindens empfohlen. In jüngerer Zeit gelang es der modernen Forschung potentielle Vorteile aufzeigen, die die historische Verwendung untermauern.

‌‌‌‌Kann Schwarzkümmelöl dem Immunsystem nützen?

Als Kraut oder Gewürz hat Schwarzkümmel eine ganze Reihe positiver Wirkungen auf den menschlichen Körper und das Immunsystem. Er scheint eine Reihe von direkten und indirekten Auswirkungen zu haben, einschließlich:

  • Stimulation und Ausgleich der Immunfunktion
  • Linderung von Schwellungen und Beschwerden durch antioxidative und entzündungshemmende Eigenschaften
  • Direkt wirkende antimikrobielle Eigenschaften gegen Viren, Bakterien, Pilze und Parasiten

Die Funktion des Immunsystems ist kompliziert. Es hat zahlreiche Teile – von weißen Blutkörperchen, die Eindringlinge verschlingen, bis hin zu Antikörpern, die sie zur Zerstörung anvisieren.

Natürliche Killerzellen (NK) sind ein Teil der körpereigenen Immunreaktion, durch die irreguläre und infizierte Zellen direkt angegriffen werden können. Studien am Menschen weisen auf Vorteile bei der Nutzung von  Schwarzkümmel hin, da er zu einer signifikanten Erhöhung der NK-Zellaktivität führen kann. Darüber hinaus haben zahlreiche In-vitro-(Petrischale)- und Tierstudien sowohl eine stimulierende als auch eine ausgleichende Wirkung auf Antikörperreaktionen und die Aktivität der weißen Blutkörperchen gezeigt.

‌‌‌‌Die entzündungshemmende Wirkung von Schwarzkümmelöl 

Schwarzkümmel ist reich an Antioxidantien und entzündungshemmenden Verbindungen. Diese Verbindungen scheinen über eine potentielle klinische Bedeutung zu verfügen. Antioxidative Komponenten in Schwarzkümmel wurden als potentielle Unterstützung für ausgeglichene Blutdruckwerte angesehen. Die Antioxidantien im Schwarzkümmel scheinen auch eine Rolle beim Schutz des Magens und des Magen-Darm-Systems zu spielen.

Entzündungen sind Teil nahezu aller chronischer Gesundheitszustände. In Studien am Menschen zeigte Schwarzkümmel mögliche Vorteile bei einer Reihe von Entzündungszuständen, einschließlich Allergien, Asthma und Gelenkbeschwerden. Die Vorteile scheinen zumindest teilweise auf seine entzündungshemmende Wirkung zurückzuführen zu sein.

Bei Patient/-innen mit Heuschnupfen zeigten sich bei Schwarzkümmelöl bereits innerhalb von zwei Wochen deutliche Verbesserungen der Symptome. Die Verfasser der Studie kamen zu dem Schluss, dass Schwarzkümmel eine tragfähige Behandlungsoption sein könnte. Bei Asthma kam eine kürzlich durchgeführte Meta-Analyse aller veröffentlichten Forschungsergebnisse zu dem Schluss, dass Schwarzkümmel die Symptome vermutlich aufgrund seiner entzündungshemmenden Wirkung zu verringern scheint. Bei Osteoarthritis zeigten zwei separate Studien zur topischen Anwendung, dass Schwarzkümmelöl Kniebeschwerden bei Überlastung verringern kann. Untersuchungen an menschlichen Knorpelzellen zeigten eine signifikant positive Wirkung. Eine kürzliche Überprüfung der Forschung zur Behandlung von rheumatoider Arthritis zeigte eine klinische Verbesserung in allen fünf veröffentlichten Studien mit der Verwendung von Schwarzkümmel.

‌‌‌‌Die antimikrobielle Wirkung von Schwarzkümmelöl

Interessant ist ebenfalls, dass Schwarzkümmel eine nachgewiesene direkte antimikrobielle Wirkung gegen Viren, Bakterien, Pilze und Parasiten aufzeigt.

Viren

In einer Studie am Menschen zur Behandlung von Hepatitis C konnte Schwarzkümmel die Viruslast mehr als halbieren und die klinischen Ergebnisse verbessern. Zwar sind weitere Studien notwendig, jedoch zeigte eine Fallstudie zur Verwendung von Schwarzkümmel beim Humanen Immundefizienz-Virus (HIV) die vollständige Beseitigung des nachweisbaren Virus aus dem Blut eines Patienten, der nach Absetzen der Behandlung über Jahre stabil blieb.

Bakterien

Helicobacter pylori ist das Bakterium, das die meisten Magengeschwüre verursacht. Leider ist es ungemein schwierig zu behandeln. Standardmäßige Behandlungsansätze mit drei oder vier kombinierten Medikamenten sind nur zu 80 % wirksam. Eine Studie an Menschen, bei der Schwarzkümmel zusammen mit Omeprazol (einem Magensäurehemmer) verwendet wurde, zeigte Behandlungsresultate, die mit der standardisierten Dreifachtherapie vergleichbar waren und die Infektion bei 67 % der Patienten beseitigte. Eine Studie, in der Schwarzkümmel und Honig verwendet wurden, zeigte ebenfalls eine angemessene Wirksamkeit: Bei 57 % der Patienten konnte das Bakterium beseitigt werden.

Pilze

Während klinische Beweise fehlen, zeigen zahlreiche Studien Wirkungen, die für ein ausgewogenes Verhältnis der Hefen im Körper sorgen, sowie der anderen Pilze, die häufig Hautinfektionen verursachen. In Hinblick auf die aktuell vorliegenden Daten sind weitere Studien erforderlich, um zu sehen, ob Schwarzkümmel Vorteile für die direkte Behandlung von topischen Pilzerkrankungen hat.

Parasiten

Bei Parasiten zeigt der Schwarzkümmel nachweislich Wirkung gegen Pärchenegel, eine Gattung der Saugwürmer (Trematoden). In separaten Untersuchungen an Mäusen übertraf der Schwarzkümmel die standardmäßige antiparasitäre Medikation gegen Plasmodium-Parasiten. Weitere Studien sind notwendig, um das Potenzial von Schwarzkümmel bei menschlichen Erkrankungen vollständig zu verstehen, doch die verfügbaren Beweise lassen auf einen Nutzen bei bestimmten Arten von parasitären Infektionen schließen.

‌‌‌‌Rezepturen mit Schwarzkümmel

Schwarzkümmel wurde in einer Reihe von verschiedenen Formen verwendet, die alle potenzielle Vorteile gezeigt haben. Das Kraut wurde von der FDA (The United States Food and Drug Administration) für die kulinarische Verwendung „allgemein als sicher anerkannt“, während es ebenfalls in unterschiedlichen Formen als Nahrungsergänzungsmittel zur Verfügung steht. In einigen Studien wurden ganze gemahlene Samen und Extrakte verwendet, obwohl Schwarzkümmelöl wahrscheinlich die häufigste Form ist – topisch angewendet oder oral eingenommen. Jede Rezeptur wird wahrscheinlich etwas unterschiedliche Behandlungseffekte haben, da sie alle unterschiedliche Mengen der aktiven Inhaltsstoffe des Krauts enthalten. Es sind weitere Studien notwendig, um zu verstehen, wie jede Form am besten für bestimmte Erkrankungen und Beschwerden eingesetzt werden kann. 

‌‌‌‌Die wichtigsten Punkte

  • Schwarzkümmel als Kraut und Gewürz wird medizinisch bereits seit Tausenden von Jahren verwendet. 
  • Die moderne Forschung ist der Ansicht, dass Schwarzkümmel in Bezug auf seine Vorteile für das Immunsystem klinische Anwendungen finden kann.
  • Die Forschung konnte Verbesserungen bei allergischen Zuständen und Asthma, Schwellungen in den Gelenken und einigen Arten von Infektionen feststellen.

Während weitere Nachweise erforderlich sind, scheint die Forschung in Bezug auf Schwarzkümmel vielversprechend – selbst bei einigen Erkrankungen, die schwer zu behandeln sind.

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